Es gibt tatsächlich immer wieder ungewohnte Angänge und aparte ErmittlerInnen im ausgedehnten Reich des Kriminalromans.
Uta-Maria Heim schickt eine Psychotherapeutin ins Rennen. Interessanterweise eine, die selbst noch einiges aufzuarbeiten hat (lassen wir die Frage mal dahin gestellt, ob das ihren Ausbilder_innen und Lehrtherapeut_innen nicht hätte auffallen müssen). Angesichts ihrer Erinnerungslücken stellt sich ihr die Frage: kann man gegen sich selbst ermitteln?
Gegen sich selbst ermitteln - geht das?
Diese Therapeutin Nuria Haas ist eine Figur, die mich neugierig gemacht hat und die ich gern begleitet habe. Ungewöhnlich , dass wir uns im Umfeld des berühmten Stuttgarter Balletts und der John-Cranko-Ballettschule bewegen (und John Crankos umjubelter Primaballerina Marcia Haydee sowie deren Nachfolger_innen).
Eine Tanzschülerin quält sich mit ihrer Angst, zu fallen. Die gestrenge Tanzlehrerin kommt uns Leben. Psychotherapeutin Nuria Haas rätselt über den Tod ihrer Adoptiveltern. Das Kinderheim, in das danach kam, spielte womöglich nach dem Krieg eine ungute Rolle. Stuttgart ist auch die Stadt von Stammheim, und Nuria stößt auf die Gräber von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe. Eine überraschende Reise von Stuttgart nach Worpswede.
Dann treten auch noch Hannah Arendt und Patti Smith auf, die Stasi hatte damals ihre Finger im Spiel, und alles hängt auf merkwürdige Weise mit allem zusammen. Die Story ist zunehmend abgedreht, aber trotzdem hat das Ganze unterm Strich Hand und Fuss. Muss man erstmal hinkriegen!
Autorin Uta-Maria Heim
Uta-Maria Heim ist gelernte Journalistin, Hörspieldramaturgin und Autorin. Sie lebt in Stuttgart und Baden-Baden. Sie wurde u.a. mit dem Deutschen Krimipreis und dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.
Uta-Maria Heim, Tanz oder stirb, Gmeiner, 283 S., 14 Euro, ET 13.9.23
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