Auch in seinem dritten Krimi fängt Mathijs Deen genau die Atmosphäre ein, die das Lebensgefühl von Menschen an der Nordsee ausmacht. Wieder steht Liewe Cupido im Mittelpunkt, der schweigsame Kapitänssohn aus Texel und Ermittler bei der deutschen Bundespolizei See Cuxhaven.
Atmosphärische Spannung ohne Störtebekerromantik
Neben diesem Liewe Cupido lässt Mathijs Deen die Kommandeurin des Brigadeposten Delfzijl-Eemshaven wieder ermitteln, Geeske Dobbenga. Sie will eigentlich in Ruhestand gehen, soll dann aber doch noch ein paar Monate dranhängen. In dieser Zeit versucht sie, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ereignissen zu begreifen:
Eine Rettungsaktion 1995, bei der die Seenotretter aus Norderney und Ameland einen der havarierten Seemänner nicht retten konnten. Ein Toter, der Jahrzehnte später an der englischen Küste in seiner Rettungsweste gefunden wird. Ein Denkmal auf Norderney für die Seenotretter, das die Retter aber gar nicht wollen, und ein ehemaliger Retter, der regelmässig frische Zweige an einer bestimmten Stelle des Denkmals ablegt.
Wir begleiten - wie in den beiden ersten Kriminalromanen von Mathijs Deen - abwechselnd Geeske Dobbenga und Liewe Cupido bei ihren Ermittlungen an der deutschen und niederländischen Nordsee. Ich finde es faszinierend, wie Deen den Lebensraum Nordsee/ Wattenmeer nicht von der Landseite aus mit der Grenze zwischen Holland und Deutschland wahrnimmt, sondern von der Seeseite aus: als zusammenhängendes Gebiet von Meer, Inseln, Watt und Küste. Spannender Perspektivwechsel, gerade für uns Norddeutsche, denen diese Gegend scheinbar so vertraut ist. Der Holländer Deen schafft es, das meeresnahe Identitätsgefühl ganz ohne Störtebekerromantik einzufangen. Zum Beispiel: Im Zweifel lieber weniger reden als zu viel. Denken möglichst so klar wie die geraden Linien von Küste und Horizont.
Ganz nebenbei: wer schon mal auf Norderney oder Ameland Urlaub gemacht hat, wird genüsslich jeden Weg dort nachvollziehen können, den die ErmittlerInnen gehen.
Mathijs Deen: Erfolg in Deutschland und den Niederlanden
Mathijs Deen ist Radiojournalist und Autor zahlreicher Bücher. Mit „Der Holländer“ brachte er 2022 seinen ersten Kriminalroman heraus, gefolgt 2023 von „Der Retter“. Die Reihe um den deutsch-niederländischen Grenzgänger und Kommissar Liewe Cupido brachte Mathijs Deen viel Erfolg bei zahlreichen LiteraturkritikerInnen ein.
Mathijs Deen, Der Retter, Deutsch von Andreas Ecke, Mare Verlag , ET 12.3.24, 384 S., 23 Euro
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