MeToo im Krimi – kann das gutgehen? Ja, kann es. Die irische Autorin Sarah Gilmartin beweist es.
Leider ist „Service“ in Deutschland bisher etwas unter dem Aufmerksamkeits-Radar geblieben. Schade. Das Buch ist gut!
Das Thema hochaktuell, der Angang ist spannend: die Autorin erzählt abwechselnd aus drei Perspektiven.
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Da ist die Studentin Hannah,die sehr, sehr stolz darauf ist, in einem Restaurant der Spitzengastronomie im Service arbeiten zu dürfen. Lange Arbeitszeiten, Anmache und blöde Sprüche nimmt sie dafür in Kauf.
Dann ist da Daniel, ihr Chef, der Starkoch. Ihm werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Sein Lebenswerk, für das er so hart gearbeitet hat, steht auf dem Spiel.
Und schließlich Julie, seine Frau, die zu ihm steht – und allmählich ihr ganzes Leben infrage stellt.
Wir LeserInnen wissen nicht, wer die Wahrheit sagt.
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Klar ist, dass die Autorin sich gründlich mit dem MeToo-Thema auseinandergesetzt hat: von alltäglichen sexuellen Übergriffen bis hin zu sexualisierter Gewalt. Sie fängt die kleinen Bemerkungen, Berührungen oder Blicke sprachlich gekonnt ein mitsamt dem üblichen Runterspielen wie „Stell dich doch nicht so an", „Das war doch nicht so gemeint“ etc.
Es ist ein raffinierter Kniff, die Geschichte nicht im Filmbusiness spielen zu lassen, sondern in der Spitzengastronomie. Von übergriffigen Regisseuren und Studiobossen wissen wir seit MeToo, aber von Köchen und Gastronomen? Hier wie dort, so erzählt es Sarah Gilmartin überzeugend, greifen dieselben Mechanismen von Macht, Abhängigkeit und Dazu-Gehören-Wollen.
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Autorin Sarah Gilmartin
Sarah Gilmartin arbeitet als Autorin und Journalistin. Ihr Debütroman „Dinnerparty“ wurde für die Shortlist für den Irish Book Award und dan KateO’Brian Award 2022 ausgewählt. „Service“ wurde in der irischen Presse hoch gelobt. Es ist das erste Buch von Gilmartin, das ins Deutsche übersetzt wurde.
Sarah Gilmartin, Service, Kein&Aber, Deutsch von Anna Christin Kramer, ET 29.2.2024, 324 S., 24,- Euro |
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