Foto: Charlotte Graham
Die vielfach preisgekrönte Val McDermid ist eine der ersten AutorInnen, die sich ans Thema Corona/ Lockdown traut, endlich! Und die ihre eigene Branche, die schottische Kriminalliteraturszene, auf die Schippe nimmt. Und dabei Fiktion und Realität raffiniert miteinander verschränkt.
Nur Roman oder Realität?
Ihr jüngster Kriminalroman „Die Gabe der Lüge“ spielt in Edinburgh im April 2020. Das Coronavirus wütet. Die dortigen Schutzmaßnahmen sind strenger als in Deutschland, aber die meisten Menschen halten sie ein; die Cold Case Ermittlerin Karen Pirie soll unter diesen kniffligen Umständen klären, ob im Romanfragment eines verstorbenen Krimischriftstellers womöglich ein echter Mord beschrieben wird. Raffiniert verschränkt McDermid Roman- und Realitätsebene und strickt daraus einen spannenden und unterhaltsamen Roman.
Dabei lässt sie ihre Ermittlerin mehr mit Hirn- als mit Muskelpower ans Ziel kommen; statt auf Waffen setzt sie auf hilfreiche Informationen aus ihrem Netzwerk von befreundeten Frauen in einflussreichen Jobs. Quasi nebenbei schildert McDermid feine Beobachtungen zu – auch psychischer - Gewalt von Männern gegenüber Frauen.
Die Autorin: Klare Haltung und zahlreiche Auszeichnungen
Val McDermid wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: u.a. dem CWA Gold Dagger für den besten Kriminalroman des Jahres und dem CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk. Ebenfalls für ihr Lebenswerk wird sie mit dem Radio Bremen Krimipreis 2024 geehrt. Etliche ihrer Werke wurden verfilmt.
McDermid setzt sich gegen Homophobie und für die Unabhängigkeit Schottlands ein.
Val McDermid, Die Gabe der Lüge, Droemer, Deutsch von Karin Diemerling, ET 2.4.24, 480 S., 17,90 Euro
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