Bengalen? Wo liegt das gleich noch? Und dort gibt es Kriminalliteratur? Ein genauerer Blick lohnt sich!
Bengalen ist eine Region im Nordosten Indiens, ach ja richtig, dort liegt Kalkutta, und dort wiederum liegt Shonagachi, der größte Rotlichtbezirk.
Die Autorin Rijula Das hatte ursprünglich für ihre Doktorarbeit über sexuelle Gewalt geforscht, daraus wurde dann dieses eindrucksvolle Buch über Sexarbeiterinnen. Eine von ihnen wird im Rotlichtbezirk Shonagachi ermordet aufgefunden; die Polizei verschleppt den Fall, es ist ja nur eine Prostituierte, und man hat sich schon immer mit den Zuhältern ganz gut arrangiert. Aber diesmal lassen die Frauen es nicht mit sich machen. Außerdem macht eine Organisation in großem Maßstab mobil, die sich die Befreiung der Prostituierten auf die Fahnen geschrieben hat.
In Shonagachi gibt es aber auch viel Zusammenhalt und Wärme unter den Frauen.
Insbesondere bei den Polizisten in diese Buch frage ich mich: sind indische Polizisten wirklich so ignorant, oder hat die Autorin sie gezielt überzeichnet?
Von brutalster sexueller Gewalt gegen Frauen in Indien berichten hiesige Medien ja immer mal wieder.
Ich erfahre eine Menge über Kalkutta und das Leben mit all seinen Traditionen dort; dankenswerterweise hat Übersetzerin Else Laudan ein Glossar mit allerlei Erklärungen angehängt.
Wer Krimis mag, die neben der Krimihandlung Horizonterweiterung liefern, sollte diesen Roman unbedingt lesen.
Die Autorin: Aus der Doktorarbeit wird Kriminalliteratur
Rijula Das ist Autorin und Übersetzerin vom Bengalischen ins Englische. Sie unterrichtete kreatives Schreiben und Prosaliteratur an der Nanyang Technological University, Singapur. Ihre kritische Forschung untersucht die Verbindungen zwischen öffentlichem Raum und sexueller Gewalt, aus ihrer Doktorarbeit darüber entstand »Die Frauen von Shonagachi«. Sie hat mehrere Preise gewonnen. Derzeit lebt sie in Neuseeland.
Rijula Das, Die Frauen von Shonagachi, Ariadne, Deutsch von Else Laudan, 335 S., 23 Euro
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